Wandern mit Hindernissen

BZ Sa, 06. Juni 2020 , von Sylvia Sredniawa

Wie der Schwarzwaldverein kreativ und engagiert versucht, die Corona-Krise zu meistern.

"Trotz verfügter Lockerungen sind geführte Wanderungen noch immer nicht möglich", schrieb vor wenigen Tagen das Vorstandsteam des Schwarzwaldvereins Waldkirch-Kandel den Mitgliedern. "An privaten Touren können zwar schon Personen aus zwei Haushalten teilnehmen, Radtouren sind ebenfalls machbar", aber sonst muss man weiter auf die Möglichkeit gemeinschaftlicher Unternehmungen hofften. Sicher wird dann auch mit einem Hygiene- und Abstandskonzept für jede einzelne Aktivität gearbeitet.

Konsequenzen hat dies auch für die größeren Veranstaltungen des Schwarzwaldvereins (SWV) im Jahresprogramm: Der Naturerlebnistag ist auf 18. September verschoben, die Gemeinschaftstour mit dem Vogesenclub Schlettstadt in die Hochvogesen zum Lac Blanc und Lac Noir wurde abgesagt. Auch das deutsch-französische Freundschaftswandern, das am 13. Juni über 200 Mitglieder der Schwarzwaldvereine und Vogesenclubs nach Waldkirch führen sollte, ist durch die Corona-Beschränkungen verschoben – auf 12. Juni 2021. Ausfallen werden auch das Sonnenwendfeuer am 20. Juni und der Kandel-Bergmarathon am 28. Juni. Nach reiflicher Überlegung wurden zudem die Wanderwochen in Slowenien und im Pfälzerwald storniert. "Darüber hinaus können wir Touren, für die Fahrten mit dem ÖPNV oder mit Mietbussen eingeplant waren, dieses Jahr nicht durchführen", teilte der SWV mit.

Gleichwohl wird engagiert versucht, in der schwierigen Situation nach Wegen zu suchen, denn eines hat sich in den vergangenen Wochen gezeigt: Es wird so viel gewandert wie nie, aber eben vor allem in der Familie oder mit Angehörigen nur eines weiteren Haushaltes (laut aktuell geltender Corona-Verordnung Baden-Württemberg, zum Aufenthalt im öffentlichen Raum, bis 14. Juni).

Der SWV Waldkirch-Kandel hat als Alternative auf seiner Homepage eine Reihe Wandertipps für Rundtouren zusammengestellt, die alle in Waldkirch beginnen. Die Vorschläge beinhalten Karten, Beschreibungen und Höhenprofile. Wer eine Wander-App benutzt, kann die jeweilige Tour aufs Smartphone laden. Wer mag, kann seine Erlebnisse nach der Wanderung mit kleinen Texten und Bildern an den Schwarzwaldverein schicken, damit dieser sie zur Anregung für andere Wanderlustige auf der Homepage teilt.

Auch Martin Hünerfeld, Vorsitzender des Schwarzwaldvereins Kollnau-Gutach, hofft, dass bald wieder in der Gruppe gewandert werden kann. Leider fällt das Wandern, wie seine Anfragen unter anderem bei der Stadtverwaltung ergaben, nicht unter die derzeitigen Regelungen für Trainings- und Übungsbetrieb, sondern unter das allgemeine Aufenthaltsverbot im öffentlichen Raum, also die entsprechenden Abstandsregelungen, Personenzahlbeschränkungen und so weiter. Somit bleibt es auch hier bei der vorläufig generellen Absage der Touren. Schade ist auch, dass die Einweihung der Wander-Schutzhütte am Siegelauer Eckleberg verschoben werden muss. Hünerfeld: "Doch sehen wir’s positiv: Bis 2021 werden auch die Pflanzen der Außengestaltung richtig angewachsen sein". "Im Übrigen hoffen wir, dass wenigstens die Einweihung des neuen Schwedenkreuzes auf Walters Eck im Oktober möglich wird."

Der Vorsitzende des Schwarzwaldvereins Simonswald, Horst Dauenhauer, rechnet nicht vor Juli mit der Möglichkeit für geführte Gruppenwanderungen. Auch die beliebten Touren am Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag konnten corona-bedingt nicht stattfinden. So sieht man das auch im oberen Elztal: Vor Juli geht wohl nichts. Wobei "nichts" die Lage zwar hinsichtlich des Wanderangebots beschreibt, aber nicht die weiteren Tätigkeiten der Schwarzwaldvereine: Deren Wegewarte und ihre Helfer kümmern sich schließlich ständig – auch jetzt – um Hunderte Kilometer Wanderwege und deren Ausschilderungen. Da ist immer viel zu tun! Hier noch drei Wandertipps:

» Stadtrundweg Waldkirch: Aussichtsreiche Tour über 13,6 Kilometer (etwa 5 Stunden) rund um die Stadt. Beginn am Stadtrainsee, von hier geht es oberhalb des Schwarzwaldzoos in Richtung Dettenbachtal, auf der anderen Talseite nach St. Michael, von hier Richtung Kandelstraße, Eschbach, neben der Siensbacher Straße Richtung Waldkirch, quer durch die Stadt zur Elz und über die Burghalde bei Kollnau zur Kastelburg, durch den Kastelwald in Richtung Galgenbrücke und dann wieder zum Stadtrainsee. Kann beliebig abgekürzt werden.

Felsen-Tour: Abwechslungsreiche Wanderung mit vielen Bergwiesen und -wäldern. Start und Ziel in Oberprechtal. 12 Kilometer, Dauer etwa 4,25 Stunden. Passiert werden unter anderem der Huber- und der Pfauenfelsen. Höchster Punkt: Die Hirschlachschanzen, ein vor über 300 Jahren von den Württembergern errichtetes Schanzwerk, von dem noch Mauerreste zu entdecken sind.

Höhenweg: Sportliche Tour für geübte Wanderer über 23 Kilometer (rund 8,5 Stunden) mit Start und Ziel in Elzach am Bahnhof. 1017 Höhenmeter. Es geht über den Rohrhardsberg, das Braunhörnle und den Tafelbühl. Das geht in die Beine, bietet aber großartige Entschädigungen durch grandiose Aussichten.

Tipps für Wanderungen auf http://www.schwarzwaldverein-waldkirch.de und http://www.zweitaelerland.de. Das auch digital erhältliche Heftchen "Wanderzeit" enthält 29 Tourenvorschläge.

Schönes Elztal: Der Blick vom Hohen Stein. Foto: Andreas Becherer
Ungeheuer viele Wanderwege gibt es auch hier im Zweitälerland. Foto: Bernd Fackler
Unterwegs auf dem Elztalweg, hier in Unterprechtal. Foto: Bernd Fackler
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